Keramik und so ...

 

Die Käfig-Thematik

 

 

Eine Arbeit zur Ausstellung "Reflexionen" im Schloss Zweibrüggen, Übach-Palenberg im Jahre 2018

 

 

Auszug aus der Eröffnungsrede von Hermann-Josef Mispelbaum:

 

 Angelika Keller ist am 8. 12. 1959 in Geilenkirchen geboren und stammt aus Übach-Palenberg. Sie lebt und arbeitet seit mehr als dreißig Jahren auf einem großen Bauernhof in Aldenhoven und widmet sich hier ihrer Kunst. Angelika Keller arbeitet, im Gegensatz zu ihren Mitausstellerinnen, dreidimensional-plastisch.

 

Auch sie hat in der Vergangenheit ihre Werke auf mehreren Gruppen- und Einzelausstellungen gezeigt – wie in der Borner Kunstgalerie (Belgien), im Schaffrathhaus Alsdorf sowie auch im Schloss Zweibrüggen. Auch gibt es Arbeiten von ihr im öffentlichen Raum - wie zum Beispiel „Fischstele“ oder „Feuervogel“. Zudem holte sich Angelika Keller viele Informationen bei doch namhaften Bildhauern und nahm teil an einem internationalen Filmfestival im französischen Albert, der Partnerstadt von Aldenhoven. Darüber hinaus ist sie durchaus engagiert, ob im schulischen Kunstbereich oder in eigenem Engagement, den Kindern Kunst zu vermitteln.

 

Im Mittelpunkt ihrer künstlerischen Arbeit schafft sie Keramiken, die, auf Sockel gestellt, skulpturalen Anspruch erheben. Da ich sie zuvor kannte, aber weniger ihre Kunst, war ich neugierig auf unser erstes Zusammentreffen in ihrem Atelier. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen, und sie zeigte mir ihren großen, üppigen Garten, in dessen freien Naturnischen sichtbar und auch oft verdeckt ihre Werke und die Werke ihres Mannes, Heinrich Keller, der auch Künstler ist, zu sehen waren. Das gefiel mir und erinnerte mich sogleich an den Videodschungel der Kasseler Documenta Ende der Siebziger Jahre von dem koreanisch-amerikanischen Weltkünstler Nam June Paik (1932-2006).

 

Abschließend gingen wir in ihr Atelier – ein Raum, rundum mit Regalen, die überliefen von kleinen und mittleren Skulpturen. Darunter auch einige menschliche Wesen – skurril, anarchisch und manchmal surrealistisch; auch der Teufel war anwesend. Aber in der Hauptsache sah ich dort Tiere und vor allem Vogelarten. Ich sah Mäuse, Ratten, Spinnen, Stiere, aber immer wieder in der Hauptsache Vogelwesen. Vor allem berührte mich an ihren Keramiken diese erdige und blätternde Brüchigkeit. Zum Teil signalisierten sie Verletzung, und manchmal sahen sie aus, als hätte man sie gerade ausgegraben. Ich fühlte mich gleichzeitig in Vergangenheit und Gegenwart; mein Findergeist war erwacht. Ihre gefiederten Vogelwesen waren mir schon bekannt, und so entwickelten wir gemeinsam eine Idee zu einem Widerspruch von Freiheit: eben das Gitter. Einen Käfig zu bauen für die gefiederten Wesen. Auf meine Frage, ob diese Tiere als Metapher auch für den Menschen stehen, bekam ich ein klares Ja. So spürte ich es auch.

 

Die Käfigthematik hat in der heutigen Zeit leider vielleicht wieder Aktualität. Ich will weiterhin kein apokalyptisches Gedankengut vortragen. Aber die Liebe Angelika Kellers zur Tierwelt ist verständlich. Vielleicht sogar im Sinne von Franz Marc (1880-1916), der nur sechsunddreißig Jahre alt wurde und im 1. Weltkrieg bei Verdun fiel. Auch Franz Marc suchte in seinen Tierbildern die Harmonie zur zerstörten Welt. Der Mensch, in vielen Religionen auch der Höhepunkt der Schöpfung genannt, ist in seiner Genialität, im Gegensatz zu den erdbewohnenden Tieren, in der Lage, die Erde zu zerstören.

 

Abschließend würde ich sagen: Angelika Keller schafft sich mit ihren Tier- und Fabelwesen eine sinnliche und eigene Welt. Nicht zu vergessen, dass bei aller Ernsthaftigkeit eine gewisse Freiheit und eine Portion Humor diese Welt abrunden.

 

 

 

 

 

 

3 Nestflüchter u. Angelika
3 Nestflüchter u. Angelika